Geht es um neue Kopfhörer, stehen meistens der Sound und zusätzliche Features im Vordergrund. Bei den Nothing Ear (3) ist das ein bisschen anders, denn hier geht es vor allem um die Qualität der Mikrofone. Die stecken erstaunlicherweise nicht nur in den Ohrhörern, sondern auch im Ladecase. Das nennt sich dann „Super-Mic“. Was das genau ist und wie gut es in der Praxis funktioniert, haben wir ausprobiert.
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Es ist wohl keine schlechte Idee, vor dem eigentlichen Praxistest über den Namen der Kopfhörer zu sprechen. Der kann nämlich verwirrend sein. Nothing hat sich nach den beiden Modellen „Ear“ und „Ear (2)“ dazu entschlossen, die dritte Generation einfach nur „Ear“ zu nennen. Jetzt neu sind aber die „Ear (3)“, die eigentlich die vierte Generation sind. Klingt komisch, ist aber so. Wichtig zu merken ist: „Ear“ alt, „Ear (3)“ neu.



Seit den ersten AirPods von Apple scheint das grundsätzliche Design von In-Ear-Kopfhörern gesetzt zu sein: Stiele müssen es sein, die Technik beherbergen und vor allem für die notwendige Ausrichtung der eingebauten Mikrofone grob in Richtung Mund sorgen. Das ist auch bei den Nothing Ear (3) nicht anders, allerdings will sich das Unternehmen aus London trotzdem wieder vom Rest abheben. Dafür sorgt das transparente, kantige Design, welches schon aus den Vorgängern bekannt ist. In der vierten Generation sieht es aber besser aus denn je. Wertig wirken die Kopfhörer selbst sowieso. Doch vielmehr beeindruckt das Ladecase, das erstmals zum Teil aus Aluminium besteht. Das fühlt sich nicht nur gut an, sondern dürfte auch für mehr Haltbarkeit sorgen. Plastik setzt Nothing für den Deckel ein, durch den die Kopfhörer gut in Szene gesetzt werden. Nützlicher Design-Kniff: Unter den Kopfhörern sind im Case farbige Punkte angebracht (Weiß und Rot) die als zusätzliche Hilfe für das richtige Einlegen von rechtem und linkem Kopfhörer gedacht sind. Das Case kann aber noch mehr, wie Elemente neben dem USB-C-Ladeanschluss und die „TALK“-Taste andeuten.
In dem Case laden nicht nur die Kopfhörer ihre Akkus auf, sondern es dient auch als zusätzliches Mikrofon. Das nennt Nothing „Super-Mic“. Tatsächlich verbirgt sich das Mikrofon links neben dem USB-C-Anschluss. Um es nutzen zu können, hältst du entweder die TALK-Taste gedrückt oder aktivierst die Funktion mit doppeltem Drücken des Knopfes dauerhaft. Wie das klingen soll, hat Nothing in einem Video zu den Kopfhörern gezeigt. Darin klang das Mikro im Case aber ehrlich gesagt nicht sonderlich vielversprechend, sondern eher kratzig und blechern. Komisch, denn in der Praxis ist das absolut nicht der Fall. Das Umschalten von den integrierten Mikrofonen in den Kopfhörern, die wirklich keine schlechte Sprachqualität liefern, macht einen großen Unterschied. Sprache ist deutlich klarer und ohne Störgeräusche verständlich. Außerdem rechnet das Super-Mic sehr zuverlässig Umgebungsgeräusche heraus. Da waren die Kinder im Hintergrund trotz lautem Spielen einfach wie verschwunden.
Das funktioniert nicht nur in speziellen Apps oder bei Telefonaten mit einem Nothing-Smartphone, sondern problemlos auch über Apples FaceTime oder über Microsoft Teams. Das macht es anderen Teilnehmer*innen deutlich leichter, dem von mir gesagten zu folgen. Schade ist aber, dass der ideale Abstand zum Mund etwa eine Handbreite beträgt. Statt das Case mit angeschaltetem Mikrofon einfach auf dem Tisch abstellen zu können, muss ich es also die ganze Zeit vor mein Gesicht halten. Bei längeren Gesprächen kann das durchaus anstrengend sein. Bei kürzeren Telefonaten, gerade in lauten Umgebungen, hat das Super-Mic aber einen großen Nutzen. Das gilt übrigens auch für Sprachnotizen. Die sind somit ebenfalls klarer und das Sprechen in das Case erinnert stark an frühere Diktiergeräte.


Es war schon im Test der Nothing Headphones so: Direkt nach dem Auspacken, ohne einen Blick in die sehr gute „Nothing X“-App, lässt der Sound manches vermissen. So richtig einfach zu sagen ist es nicht, was das genau ist. Die Signatur fühlt sich für meine Ohren einfach nicht ganz richtig an. Als wüssten die Kopfhörer nicht so genau, was sie eigentlich sein wollen. Doch wie auch bei den Headphones, lässt sich das zum Glück einfach lösen. Es braucht eben die „Nothing X“-App, genauer zwei wichtige Punkte: Zunächst die Option „Personalisierter Ton“. Dabei messen die Kopfhörer die Ohren ein und erstellen jeweils ein Profil. Das macht den Sound bereits eine ganze Ecke besser. Danach sollte der Weg in den Equalizer führen. Dort gibt es vielfältige Einstellmöglichkeiten. Willst du dich nicht überfordern, dann stellst du in „Einfach“ Höhen, Mitten und Bässe stufenweise ein oder wählst ein Preset. Unter „Fortgeschritten“ lassen sich die einzelnen Frequenzen verstärken oder Abschwächen. Hier bietet Nothing ein sehr granulares Tuning, was immer wieder sehr lobend hervorzuheben ist. Schön ist außerdem, dass du per QR-Code Profile aus der Community schnell und einfach hinzufügen kannst. Und per „Erkunden“ stöberst du sogar in hochgeladenen Profilen.

Sind die Ear (3) an die eigenen Ohren und den eigenen Geschmack angepasst, hören sie sich auch direkt deutlich besser, sogar sehr gut an. Bässe sind haben einen gewissen Punch, gerade bei Nutzung der stufenweise einstellbaren Funktion „Bass Enhance“, sind aber nicht zu aufdringlich. Höhen und Mitten stellen die Kopfhörer recht präzise dar, ohne schnell anstrengend zu werden. Und weil die Einstellungen auf den Kopfhörern gespeichert sind, wandern sie zwischen den Geräten einfach mit. App-Equalizer können so getrost ignoriert werden. Und besonders für Audiophile interessant ist, dass sich die Nothing Ear (3) auch gut mit Hi-Res-Inhalten verstehen. Die volle Auflösung von 24-Bit gibt es aber nur per LDAC-Codec, den das Abspielgerät auch beherrschen muss.
Actives Noise Cancelling gibt es bei den Nothing Ear (3) bis zu einer Tiefe von 45 Dezibel. Das ist genug, um eine deutliche Abschwächung von Umgebungsgeräuschen zu erreichen. ANC auf Sony‑, Bose- oder Apple-Niveau ist es aber definitiv nicht. Dafür gibt es hier gute Möglichkeiten, das ANC feiner einzustellen. Nothing lässt die Optionen „Niedrig“, „Mittel“ und „Hoch“ zu. Alternativ gibt es einen adaptiven Modus, der das Noise Cancelling an die Umgebung anpasst. Das spart dann sogar Akku, da die Geräuschunterdrückung nicht immer mit voller Kraft arbeitet. Alternativ zum ANC gibt es auch einen Transparenzmodus, der Stimmen um dich herum gut durchlässt. Всеrdings kommt es manchmal zu störenden Verzerrungen, wenn die Kopfhörer zur oder aus der Transparenz wechseln.

Trägst du die Kopfhörer, so wie ich, gerne den ganzen Tag beim Arbeiten, machen die Nothing Ear (3) keine Probleme. Einen vollen Acht-Stunden-Tag halten die Ear (3) ohne dazwischen ins Case zu müssen locker durch. Всеrdings muss ich sagen, dass ich nicht die ganze Zeit das aktive Noise Cancelling nutze. Bevor das Case an den Strom muss, vergeht auch einiges an Zeit. Beim Schreiben dieses Hands-ons waren die Geräte für drei Tage im Einsatz. Das Case lädt die Kopfhörer auch jetzt noch zuverlässig nach. Laut Nothing vergehen rund 38 Stunden ohne ANC und LDAC-Wiedergabe, bis das UBS-C-Kabel angeschlossen werden muss. Das scheint auch hinzukommen. Mit ANC schrumpft die gesamte Laufzeit auf 22 Stunden, die der Kopfhörer mit einer Ladung auf 5,5 Stunden. Um den Akku möglichst stark zu beanspruchen, muss dann auch noch LDAC an sein, damit nur noch 3,5 Stunden zum Hören übrig bleiben.

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